„Wichtigste Neuerung ist der sogenannte One-Stop-Shop, der es Verbrauchern, Handwerkern und Energieberatern ermöglicht, sich umfassend und aus einer Hand über Förderprogramme unterschiedlichen Ursprungs zu informieren“, so Leppig. Entscheidend sei auch, dass Mittel zentral beantragt werden können – schließlich interessiere es den Fördermittelnehmer nicht, ob seine Gelder aus einer oder mehreren Quellen stammen. „Wir erleben immer wieder, dass Eigentümer oder Handwerker aufgrund komplizierter Verfahren auf Fördermittel oder gar die Umsetzung von Maßnahmen verzichten“, berichtet Leppig aus der Praxis. Ein Problem, dass, so die Hoffnung des GIH-Vorsitzenden, mit Ende der Umstrukturierung 2019 Vergangenheit sein dürfte.
Weiterhin kritisch sieht Leppig jedoch die häufigen kurzfristigen Änderungen an Förderprogrammen: „Kunden, die bereits eine Förderung ins Auge gefasst haben, bekommen dann zu hören, dass ihr gewähltes Programm nicht mehr gilt“, so Leppig. Hier sei es dringend notwendig Änderungszyklen zu minimieren und für mehr Kontinuität und Verlässlichkeit zu sorgen.
Wasser auf die Mühlen des Energieberaterverbands ist die Tatsache, dass die Beratung einen ausgewiesenen Schwerpunkt der Strategie bildet – auch wenn der Gesetzgeber hinsichtlich der Kapazitäten momentan noch einen Flaschenhals ausmacht. „Eine sinnvolle Lösung wäre es, Energieberater aus dem Handwerk, die gleichzeitig noch ihren klassischen Betrieb führen, ebenfalls zuzulassen – zum Beispiel für den neuen gebäudeindividuellen Sanierungsfahrplan. Bei ihnen stimmt die Ausbildungsqualität, zudem sorgt das Instrument der vorhabensbezogenen Unabhängigkeit für Neutralität“, so Leppig. Von den aktuell rund 30.000 Absolventen der entsprechenden Weiterbildung bei den Handwerkskammern seien derzeit weniger als 5.000 aktiv.
Um die Förderzahlen weiter zu erhöhen, schlägt Leppig vor, den vielen Wohnungseigentümergemeinschaften einen einfachen und unbürokratischen Zugang zu Fördermitteln und somit zu energetischen Sanierungen zu ermöglichen. Hier bestünden noch enormer Nachhofbedarf und großes Energieeinsparpotenzial.
Wichtig sei allerdings auch, die neue Förderstrategie mit einer Informationskampagne zu unterstützen. „Was hilft uns alle Übersichtlichkeit, wenn gar keiner hinschaut?“, fragt Leppig. In der Tat träfen die GIH-Berater immer wieder auf Hausbesitzer, denen Förderangebote gänzlich unbekannt seien. Leppig: „Nachdem der Gesetzgeber die wenig erfolgreiche Kampagne ‚Deutschland macht’s effizient‘ mit mehr als 15 Millionen Euro finanziert hat, darf er mit gutem Gewissen in die Bekanntmachung seiner neuen Förderstrategie investieren.“
Veröffentlichung kostenfrei – Beleg erbeten
GIH-Bundesvorsitzender Jürgen Leppig mit Thorsten Herdan, Leiter der Abteilung II Energiepolitik des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
Förderstrategie Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien