„Bereits im Koalitionsvertrag haben CDU, CSU und SPD aus einer diffusen Angst vor Baukostensteigerungen auf weitere Klimaschutzauflagen im Gebäudebereich verzichtet“, erinnert der GIH-Bundesvorsitzende Leppig. Und dies, obwohl ein Gutachten des Instituts für technische Gebäudeausrüstung Dresden (iTG) auf dem Tisch liegt, das mit der Behauptung aufräumt, Klimaschutzvorgaben seien der entscheidende Kostentreiber für das Bauen in Deutschland, erklärt der Energieberater im Beitrag „Handwerk kämpft um ENERGIEWENDE“ im aktuellen Heft des handwerk magazin. „Dass nun, quasi durch die Hintertür, womöglich sogar eine Aufweichung des aktuellen Standards stattfinden soll, ist aus unserer Sicht höchst irrational. Vielmehr wird es Zeit, dass die Politik endlich beginnt, wissenschaftlichen Erkenntnissen Glauben zu schenken“, wettert Leppig. Dies gelte auch für die AfD, die derzeit unter dem Schlagwort „energetische Zwangssanierung“ Front mache.
KfW-55-Standard als State of the Art
Hält man sich vor Augen, dass der Ölpreis im letzten Jahr um rund 50 Prozent gestiegen ist, wird schnell klar, wer mittelfristig die Zeche zu zahlen hat: die Bewohner nicht ausreichend sanierter Gebäude. Vor dem Hintergrund, dass insbesondere im Neubaubereich das sogenannte KfW-55-Haus schon einfach zu erreichen ist, mutet es schon fast grotesk an, die aktuell über die Energieeinsparverordnung (EnEV) geltenden Anforderungen, die in etwa dem KfW-70-Standard entsprechen, aufzuweichen.
Baukindergeld als Finanzquelle
Häuser werden meist von Familien gebaut – und denen hat sich jüngst mit dem Baukindergeld eine neue Geldquelle erschlossen. „Wenn ein Bauherr mit drei Kindern 36.000 Euro erhält, so bekommt er praktisch eine Solaranlage mit Energiespeicher plus einer besseren Dämmung zum Nulltarif“, rechnet Leppig vor. Nutze man sein Baukindergeld auf diese Weise, schone man nicht nur langfristig den eigenen Geldbeutel und investiere in den Klimaschutz, sondern unterstütze auch die Ziele des Geldgebers – sprich: der Bundesregierung.
Ziele aus den Augen verloren
„Ihre eigenen Klimaschutzziele hat die Bundesregierung scheinbar so weit aus den Augen verloren, dass sogar EU-Strafzahlungen drohen“, befindet Leppig. Wie der aktuelle Gebäudereport der Deutschen Energie Agentur zeigt, stagnieren die CO2-Emmissionen derzeit auf hohem Niveau – was wiederum die vereinbarten EU-Klimaziele für 2030 in weite Ferne rückt. Werden diese verfehlt, drohen dem Bund laut eines Berichts des Thinktanks Agora Energiewende Strafzahlungen zwischen 30 und 60 Milliarden Euro. „Kosten, die wir der nächsten Generation nicht aufbürden dürfen. Vielmehr müssen wir heute durch nachhaltiges Bauen und Sanieren die Weichen für einen klimaneutralen Gebäudebestand 2050 stellen“, so Leppig.
Weitere Informationen
Handwerk kämpft um ENERGIEWENDE – Artikel im aktuellen Heft des handwerk magazin
AfD gegen energetische Zwangssanierung – Artikel in der Passauer Neue Presse