Tim Sorg hat in seiner Bachelorarbeit gemeinsam mit dem Energieberaterverband GIH die Thematik Zusatznutzen von energetischen Sanierungsmaßnahmen untersucht. Er hat den Studiengang Energie- und Ressourcenmanagement an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen – Geislingen belegt. Betreut wurde er dabei von Prof. Dr. Marc Ringel.
Die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland hat sich ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt. Um diese zu erreichen, muss der Gebäudesektor miteinbezogen werden. Denn dieser nimmt laut dem zweiten Fortschrittsbericht zur Energiewende des BMWi eine Schlüsselrolle ein. Der Gebäudesektor ist für rund ein Viertel des deutschen Primärenergieverbrauchs verantwortlich.
Ausgangssituation
Da ca. 12 Mio. der 19 Mio. Wohngebäude in Deutschland vor der 1. Wärmeschutzverordnung vom November 1977 errichtet wurden, ist ein Großteil ohne ordnungsrechtliche Anforderungen gebaut worden und bietet folglich große Einsparpotenziale. Daher können energetische Sanierungsmaßnahmen einen erheblichen Beitrag zu den Klimazielen der Bundesregierung leisten. Dennoch ist hierfür die Sanierungsrate mit ca. 1% zu gering.
Durch die Tätigkeit der Energieberater können energetische Potenziale aufgezeigt und Unsicherheiten ausgeräumt werden. Potenziale, die bei der Entscheidungsfindung der potenziellen Sanierer i.d.R. weniger beachtet werden, sind die Zusatznutzen von energetischen Sanierungsmaßnahmen.
Fragestellung und Ziel der Arbeit
Energetische Sanierungen werden häufig auf Grundlage von wirtschaftlichen Betrachtungen abgewogen, also der Gegenüberstellung von Energieeinsparungen und Kosten. Eine energetische Sanierung kann jedoch mehr als nur Kosten einzusparen. Häufig werden dabei Zusatznutzen wie der thermische Komfort außer Acht gelassen. Diese unvollständige Betrachtung unterschätzt somit den Gesamtwert einer energetischen Gebäudesanierung.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung wie die Zusatznutzen von energetischen Sanierungsmaßnahmen in Energieberatungen besser vermittelt werden können, damit eine umfassendere Betrachtung der energetischen Gebäudesanierung stattfindet. Ziel der Arbeit war es, mögliche Hilfestellungen und Handlungsempfehlungen für die Energieberater abzuleiten. Dafür wurde eine empirische Untersuchung in Form einer Umfrage und ergänzenden Interviews durchgeführt, um herauszufinden, wie die Zusatznutzen in Energieberatungen angesprochen werden und welche Möglichkeiten es gibt eine bessere Vermittlung der Zusatznutzen in Energieberatungen zu ermöglichen.
Ergebnisse der Arbeit
Die Untersuchung ergab, dass die Energieberater überwiegend mit den Zusatznutzen vertraut sind, viele Kenntnisse darüber besitzen und diese auch i.d.R. gezielt in die Energieberatungen einbringen. Vorwiegend wurden Zusatznutzen, wie der thermische Komfort, die Wertsteigerung des Gebäudes und der Zugang zu Fördermöglichkeiten genutzt. Außerdem ergab die Umfrage, dass die Zusatznutzen als hilfreich für die Beratung angesehen werden. Dennoch gibt es Hemmnisse und Verbesserungspotenziale.
Als Hemmnisse für die Vermittlung wurden innerhalb der Umfrage zum einen fehlende Informationen seitens der Energieeffizienztechnologie-Hersteller aufgeführt. Hier können Institutionen in den Dialog mit den Herstellern treten. Zum anderen wird ein geringes Umweltbewusstsein bei den Kunden aufgeworfen, das aber durch die jüngsten Entwicklungen, wie der Fridays-for-Future-Bewegung, mehr an Bedeutung gewinnt. Die umweltrelevanten Zusatznutzen können somit in Zukunft einen stärkeren Einfluss haben.
Des Weiteren wurde von den interviewten Energieberatern das fehlende Bewusstsein für die Zusatznutzen angegeben. Die Sanierer müssen mit einer hochwertigen Beratung überzeugt werden, die ggfs. durch Beispiele und Leitfäden für die Vermittlung von Zusatznutzen verbessert werden könnte. Allgemein ergab die Arbeit, dass ein Wunsch der Energieberater nach mehr Informationen zu diesem Thema vorhanden ist. Hierzu können Hilfestellungen weiterhelfen, wie Leitfäden, Beispiele, Checklisten oder eine Matrix, die die Beziehungen zwischen Maßnahme und Zusatznutzen beschreibt und bewertet. Außerdem sollte eine möglichst umfassende Betrachtung der Zusatznutzen gewährleistet sein.
Durch die genannten Hilfestellungen können die Zusatznutzen strukturierter in die Energieberatung eingebracht werden. Darüber hinaus könnte das Informationsdefizit der Kunden bezüglich Zusatznutzen durch Informationskampagnen, Broschüren oder weitere Studien reduziert werden. Ein höheres Bewusstsein und ein höherer Kenntnisstand seitens der Kunden könnte die Vermittlung für die Energieberater erleichtern.
Für die Zukunft spielt auch eine mögliche monetäre Einbindung dieser Zusatznutzen eine große Rolle. Diese könnte ein überzeugender Faktor in der Entscheidungsfindung sein.